Hintergrund‘Lu’ ist die tibetische Bezeichnung für Körper, „Jong“ wird übersetzt mit Transformation oder Umwandlung. Damit ist gemeint, dass wir uns selbst durch die körperliche Praxis wandeln können.
Lu Jong stammt aus der Tradition des Bön und des Tantrayana-Buddhismus. Bön ist die in graue Vorzeit zurückreichende, tief verwurzelte Ur-Religion Tibets, die lange vor dem Buddhismus entstanden ist. Bön basiert auf dem respektvollen Umgang mit der uns umgebenden Natur inklusive all ihrer feinstofflichen Erscheinungen, zu denen wir zum größten Teil jeden Bezug verloren haben. Durch das aufmerksame Studium der natürlichen Abläufe entwickelten die Bönpos verschiedenen Praktiken, die das Individuum und die Gesellschaft mit diesen Ur-Rhythmen verbinden und mit deren Hilfe jeder sein volles Potenzial ausschöpfen kann.
Vor rund 2.500 Jahren begann Buddha Shakyamuni seine buddhistischen Lehren in Indien zu verbreiten. Bis ins späte 8. Jahrhundert hat Padmasambhava, auch als Guru Rinpoche bekannt, die buddistische Lehre nach Tibet gebracht. Im Lauf der Jahre zeigte sich, wie wahrhaftig und wertvoll dieses Wissen war und so wurde es von den Tibetern übernommen. Im tibetischen Buddhismus sind jedoch sehr viele Aspekte des Bön erhalten geblieben.
Buddha Shakyamuni lehrte im vierten Umlauf des Dharma-Rades (der vierten Runde der Belehrungen) das Kalachakra-Tantra: Hier wird detailliert der Rhythmus des Universums, der Lauf der Gestirne, der Aufbau und die Entstehung des menschlichen Körpers und die Verbindungen zwischen allen Dingen erklärt. Im Kalachakra-Tantra legte er das Fundament für die tibetische Medizin, die sowohl die Wurzel aller Krankheiten, als auch den Weg zur Heilung berücksichtigt. Tantrayana ist der Weg, bei dem der Körper als Fahrzeug für die Selbstentwicklung benutzt wird. Diese Lehre ist in allen Hauptschulen des tibetischen Buddhismus vertreten. Deshalb gibt es Lu Jong-Übungen, die aus der Kagyu-, der Gelug-, der Sakya-, der Nyima- oder der Jonang-Tradition stammen.
Buddha selbst lehrte mindestens zwei spezifische Übungen. Die restlichen Übungen stammen von seinen Schülern, die sie entweder im Lauf ihrer Praxis selbst entwickelten, durch persönliche Erkenntnis direkt von Buddha erhielten oder von einem der großen Yogis. Buddhistische Yogis entwickelten die Lu Jong-Praxis basierend auf ihren Erkenntnissen, die sich durch die Lehren Buddhas vom menschlichen Körper, ihren Beobachtungen der uns umgebenden Natur und dem zwischen allen Dingen bestehenden Zusammenhängen und aus ihren persönlichen Erfahrungen gewannen. |